Egolzwil 2 ohne Ende!

Die Grabungen E2 in den Jahren 1932/33 stellten damals das Wauwilermoos in den Mittelpunkt des archäologischen Interesses. Viele Forscher und Forscherinnen sowie archäologisch interessierte Laien und Laiinen, pilgerten nach Egolzwil oder lasen gespannt Berichte in der Tagespresse. Sie wurden im Auftrage der Prähistorischen Kommission der naturforschenden Gesellschaft des Kantons Luzern durch Hans Reinerth, damals Privatdozent an der Universität Tübingen und später Leiter des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen am Bodensee, durchgeführt. Doch auch Reinerth musste erkennen, dass die organischen Materialien, wie z.B. Holz durch das Absenken des Sees und den Ackerbau nicht mehr so zahlreich vorhanden waren, wie sie noch Johannes Meyer um die Jahrhundertwende im Moos vorgefunden hatte. Dennoch erbrachten die Grabungen ein umfangreiches Fundmaterial und viele für die Siedlungsgeschichte hochinteressante Befunde zu Tage. Seine während der Grabung erstellten handgeschriebenen Inventarbücher, die oft mit Zeichnungen versehen waren und knapp 10`000 Fundobjekte erfassen, sind unvollständig.

Die Funde, die Bearbeitung, die Resultate oder Publikationen der Grabungsergebnisse, von Reinerth mehrmals angekündigt, blieben aus. Sie wurden wohl aus politischen* Gründen, nie zusammenhängend publiziert. Was vorliegt, sind wenige in der Regel kleinere Publikationen die sich zum Teil widersprechen. Seine Grabungsunterlagen waren für die Fachwelt kaum zugänglich und galten nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise als verschollen. Bis heute stellen zwei populärwissenschaftliche Grabungsberichte unsere einzigen publizierten Informationsquellen über jene Grabungen dar. Sie sind aber wenig informativ und vermochten den Wissensdurst unter Archäologen nie zu befriedigen. Auch wurde bis heute kein Plan aufgefunden, der die tatsächliche Grabungsfläche wiedergibt. Interessant ist, dass Reinerth ein Modelldorf E2 nach seiner Vorstellung bauen liess, mit den Darstellungen und inneren Organisation seiner «3 Dörfer» mit Hafen, See, Landtoren und Zugangswegen: so seine Wunschvorstellung!!

Wir wissen heute, dass eine grosse Menge der Funde über die Kriegszeit in Deutschland gelagert, und der wissenschaftliche Nachlass nach dem Tode von Reinerth 1990 dem Pfahlbaumuseum Unteruhldingen übergeben wurde.

*seine Rolle vor und in der Zeit des Nationalsozialismus war umstritten

TEXT- Ausschnitt WHK  1999 von Dr. Othmar Wey Archäologe