1985 wurde die Wigger bei der Industriegesellschaft, vormals Brun & Co, korrigiert und ostwärts Richtung Bahngeleise verlegt. Bei den Arbeiten kamen viele tonnenschwere Findlinge zum Vorschein. Die Heimatvereinigung Wiggertal setzte sich dafür ein, dass diese erdgeschichtlichen Zeugen erhalten bleiben. Die Gemeinde Egolzwil konnte dafür gewonnen werden, dass die Findlinge geschützt, ihre Identität bestimmt und beschriftet wurde. Der damalige Direktor des Gletschergartens Luzern befasste sich mit der geologischen Bestimmung. So konnte die genaue Herkunft, der Weg, die Gesteinsart und das Alter ausfindig gemacht werden. Eine erste Gruppen wurde  rechts der Wigger bei der Brücke/Köcheli und eine zweite Gruppe linksseitig der Wigger gegenüber der Brun`schen Werkhallen platziert. Die Steine wurden vor etwa 20`000 Jahren vom Reussgletscher aus der Gegend des Vierwaldstättersees hierher transportiert. Ein Seitenarm des Reussgletschers erstreckte sich über die Mulde bei Mauensee bis gegen Schötz vor. Zwischen Ettiswil und Egolzwil lagerte die Gletscherzunge verschiedene Moränenwälle ab.

Das Gestein: wird als Nummuliten-Assilinen (Fossile Kalkschalen von marinen Einzellern) beschrieben. Herkunft: Bürgenstock oder Bauen am Urnersee. Alter: Tertiär; zirka 50 Millionen Jahre alt.

Der Begriff „Nummuliten“ ist lateinisch und bedeutet Linsen-Münzsteine, dies sind flache Kalkgehäuse einzelner Tiere, welche massenhaft in bestimmten Ablagerungen der Tertiärzeit vorkommen. Asselinen sind Urtiere der Einzeller-Gattung und stehen den Nummuliten nahe. Was in den Steinen heute noch sichtbar ist und fast mit eingestreutem Gras vergleichbar ist, sind in Wirklichkeit die Überbleibsel der einstigen Wohnkammern der Asselinen, sogenannte Kalkschalen, die einen schwachen Vergleich mit einem Schneckenhäuschen zulassen. Auch die Steine der zweiten Gruppe linksseitig der Wigger sind tertiär, teils aber auch aus der «Unteren Kreide», vertreten durch den Schrattenkalk mit versteinerten Muschelschalen, die mit 120 Millionen Jahren gut doppelt so alt sind wie die der ersten Gruppe. Sie entstammen dem Gebirge südlich des Vierwaldstättersees. Dank der Beschriftung wurde den Findlingen eine Stimme gegeben. Sie treten so aus der Anonymität heraus, verraten den Betrachtenden Geheimnisse unvorstellbar lange vergangener Epochen.

Text: Hans Marti WHK  1992