Zu den geschätzten Persönlichkeiten am Santenberg gehörte auch Bäckermeister Jakob (genannt Kobi) Knüsel. 

Seine Vorfahren erlebten schwierige Zeiten. Der Grossvater Jakob Knüsel-Käppeli (1837–1888) besass in Ibikon (Gemeinde Risch ZG) einen der schönsten Höfe. Nach dessen Tod erlebten die Söhne Jakob und Roman die rauen Bedingungen als Verdingbuben. Wegen unrühmlichen Machenschaften des Vormundes verlor die Familie ihren stolzen Besitz durch Versteigerung anno 1900. 

Jakob’s Vater erwarb 1904 mit seinem Bruder Roman die Bäckerei mit Bauernhof in Egolzwil zum Preis von 48‘000 Franken (für Wohnhaus mit Bäckerei, Viehscheune und acht Hektaren Land und Wald). Aus der Ehe zwischen Jakob und Emma Knüsel- Bussmann (letztere aus Stettenbach/Grosswangen stammend) am 28. August 1913, gingen Jakob und fünf weitere Kinder hervor. Doch schon 1921 starb der Vater erst 43-jährig. Die Landwirtschaft wurde verpachtet, die Bäckerei mit Futterwarenhandel aber weitergeführt. Das Elternhaus konnten sie dank der tüchtigen Mutter zum Glück behalten. Die Landwirtschaft übernahmen Ende der Dreissiger Jahre Jakob’s Brüder Emil und Alfred. Bald machten sie sich selbstständig (Emil in der Kirchmatt nebenan und Alfred in Stettenbach). 

Nach Besuch des Kollegiums St. Michael in Zug, absolvierte Jakob erfolgreich in Langnau die Bäckerlehre und führte ab 1941 die Bäckerei im Elternhaus auf eigene Rechnung weiter.

Kobi Knüsel heiratete 1939 Emma Bernet aus Nebikon, die eine tüchtige Stütze im Bäckereigeschäft und den drei Töchtern und einem Sohn eine liebevolle Mutter war. Ihre Kundenfreundlichkeit war mitentscheidend für die erfolgreiche Bäckerei mit angegliedertem Futtermittelhandel. Bis Ende der 1960er-Jahre war Kobi regelmässig auf der „Chehri“ unterwegs mit feinen Broten und anderen Backwaren, sowie per Auto mit sackweise bestellten Futterwaren.

Im gesellschaftlichen Geschehen war Kobi Knüsel bekannt für fröhliche, geistreiche und gar poetische Auftritte. Im Männerchor und bei deren Theatern wirkte er 62 Jahre mit seiner sonoren Bassstimme mit, getreu dem Liedtext „Freude am Leben, heisst Freude sich geben, wer Freude verschenkt, ist in Wirklichkeit reich“. 

Sein Humor steckte an, wenn er beispielsweise als Samichlaus die Kinder beschenkte oder sarkastisch etwa auch die ältere Generation aufs Korn nahm. Seine poetischen Gedichte und unterhaltsame Sprache hatten hohes Niveau und waren nie verletzend. 

Trotz seines strengen Bäcker Alltags, aber getragen von einer christlichen Lebenseinstellung, gehörte er mehrere Jahre dem Kirchenrat Egolzwil-Wauwil an. 

Nachdem seine geliebte Frau Emma 1974 verstarb, hat er 1975 sein stolzes Bäckereigeschäft seinem Sohn Josef übergeben. Dessen tragischer Tod anno 1992 hat ihn schwer getroffen. Ohne Altersbeschwerden hatte Kobi Knüsel’s Herz am 21. Oktober 1993 plötzlich aufgehört zu schlagen.

 

1979 verfasste Kobi Knüsel eine heitere Jagdgeschichte: 

Eduard Tschopp – ehemaliger Pfarrsigrist – war bekannt durch seine gesellschaftliche Originalität. Als die Patentjagd noch üblich war, galt er als überaus findiger Jägersmann. Der neu verordneten „Herrenjagd“ zum Trotz, hatte er mit Adolph Kreienbühl vom Schlössli am Santenberg manches Häschen aufgescheucht – und hat bis zum Amtsgericht Willisau geschickt stets seine Unschuld beteuert.

Der Schreibende wollte einmal Vater Tschopp selber auf die Probe stellen. Von einem zugekauften Wildhasen liess ich einen saftigen Hasenbraten zubereiten. Zum Festmahl wurde auch Eduard eingeladen. Im Jägerlatein und bei gehobener Stimmung erzählte er freimütig von seinen Jagderlebnissen.

Aus dem Fell dieses Hasen liess ich eine naturnahe Attrappe herstellen. An einem trüben Novembermorgen stellte ich diesen Küngel voller Sägemehl unweit von Tschopp’s Haustüre unter einen Birnbaum. Nur kurze Zeit – und schon krachte ein Schuss. Ein Volltreffer – und der Ausgestopfte flog rückwärts ein paar Meter auf den Rücken …. 

Eduard ahnte bald diesen üblen Scherz. Während Tagen sprach keiner von uns vom Vorgefallenen. Mit der Zeit sickerte es dann aber doch durch und Jäger Tschopp wurde im St. Anton wegen dieses Ungeschicks aufs Korn genommen. Anderntags kam er in meine Backstube und wetterte, dass ich ihm da eine schöne Sauce eingebrockt habe. Wenn solches in Willisau gehört werde, dann würde es heissen „so, jetz hemmerne!“. Doch es passierte nichts – ausser dass Tschopp mit der Attrappe einen jungen Jagdhund ausbilden konnte.