Silex-Pfeilspitzen und Knochengeräte der Rentierjagenden
Um 17000 v. Chr. hatte sich der Reussgletscher aus dem Mittelland zurückgezogen. Er liess eine karge, von Moränen, Wasserläufen, Seen und Tümpeln geprägte Landschaft zurück, wie wir sie auch heute noch im unmittelbaren Vorfeld der Gletscher finden, aber auch in arktischen Gebieten Nordamerikas antreffen. So konnten sich die ersten Pionierpflanzen verbreiten und gedeihen. Mit den Pflanzen kamen auch die ersten Tiere. Erst als das Wild Nahrung bot, wanderten die ersten Gruppen nomadisierende Jagende und Sammelnde in die Zentralschweiz ein.
Über diese ersten Siedler besitzen wir recht gute Kenntnisse. Ihre Kultur wird als Magdalénien-Kultur (14000–12400 v. Chr.) bezeichnet, nach der berühmten Fundstelle La Madeleine in Frankreich.
Dank unzähligen Silexgeräten, die bei Grabungen in ganz Europa gefunden wurden, wissen wir heute gut Bescheid über die Lebensweise der damaligen Menschen. So ist bekannt, welche Geräte für jene Zeit typisch waren und wie deren technologische Entwicklung über Jahrtausenden verlief.
Als Spitze für lange Speere und für kürzere Pfeile wurden unterschiedlich grosse Kerbspitzen verwendet. Die Karzer wurden vorwiegend von gleichmässigen Silex-Absplitterungen gefertigt und mit einem Holzschaft versehen. Sie fanden Verwendung bei der Präparation von Fellen, aber auch für die Bearbeitung von Knochen, Geweihen und Holz. Wir kennen überdies Werkzeuge, die eine Kombination zweier verschiedener Gerätetypen zeigen, wie beispielsweise Rückenmesser und Bohrer oder Kratzer und Sichel. Diese Vorläufer des „Schweizer Sackmessers“ finden sich nicht selten im Fundgut.
Wir finden verschiedene Knochengeräte wie Harpunen mit seitlichen Widerhaken für den Fischfang oder Geschossspitze aus Geweihen, aber auch feine Nadeln mit Ösen aus Vogelknochen. Dies alles zeugt von einer grossen Handfertigkeit dieser Menschen.