Der Nebiker Dorfarzt Dr. med. Willi Morger-Gassmann (1901–1968) war Willisauer Amtsarzt und betreute medizinisch zudem viele Einwohner*innen aus sieben Nachbargemeinden. Er war als sympathische und legendäre Persönlichkeit und auch durch seinen ‚trockenen‘ Humor sehr geschätzt. 

Geboren wurde er 1901 in Eschenbach SG, wo „Morger“ ein alteingesessenes Geschlecht ist. Verheiratet war Willi Morger mit Maria Gassmann, Tochter des bekannten Liederkomponisten und Musikers Alfred Leonz (abgekürzt AL) Gassmann aus Buchs LU. Dem Volksliedgut treu geblieben ist Maria Morger-Gassmann besonders im Chor- und Trachtenwesen, wo sie sich viele Jahre kantonal als Luzerner Trachtenmutter engagierte. Sie führte den Brauch des „Sternsingens“ in Nebikon wieder ein.

Das Ehepaar Morger-Gassmann bewohnte mit zwei Töchtern und einem Sohn das Eigenheim mit Praxisräumen nahe des SBB-Bahnhofes Nebikon (noch heute mit „Villa Morger“ beschriftet).

Dr. Willi Morger war nebst seinen Arztpflichten ein eifriger Jäger in den Revieren „Buttenberg Schötz“ und „Santenberg“. 

Als Naturfreund erbaute er für seinen Lebensabend auf der Allmend Egolzwil 1967 ein Landhaus. Der Grundriss entspricht dem Schweizerkreuz. Dieses geräumige Wohnhaus mit herrlicher Weitsicht konnte Willi Morger allerdings nie persönlich bewohnen, weil er am 01. März 1968 unerwartet starb. 

Die sogenannte „Morger-Villa“ auf der Egolzwiler Allmend wurde 1970 an das Ehepaar Bammatter-Baehler (ehemals Eigentümer des Schlosses Neuhabsburg, Meggen) zur Eigennutzung verkauft und hat seit einigen Jahren eine andere private Eigentümerschaft.

 

Lagerarzt

Den Aktivdienst im Zweiten Weltkrieg leistete Dr. Willi Morger als Lagerarzt beim Interniertenstraflager Wauwilermoos, eine militärische geführte und streng abgeschirmte Institution in der Nachbargemeinde Egolzwil. 

Die hygienischen Unzulänglichkeiten und die schlecht heizbaren Baracken für die zeitweise mehr als 300 Insassen aus 14 Nationen, sowie die teils respektlose Lagerleitung unter Kommandant André Béguin waren für Lagerarzt Dr. Willi Morger besonders herausfordernd. Trotz bescheidenen medizinischen Hilfsmitteln, aber mit spürbarer Hilfsbereitschaft, war er bei den vielen fremdländischen Internierten sehr geschätzt. Dies bestätigen kreative Dankesurkunden mit vielen originalen Unterschriften der Internierten.  

Zu den legendären Reminiszenzen gehört, dass Lagerarzt Willi Morger bei einer Firmung in Schötz gleich elf polnischen Internierten spontan „Firmgötti“ war und allen einen feinen Imbiss im Gasthaus St. Mauritz spendierte.

Dr. Willi Morger wurde als Lagerarzt im Dezember 1944 durch den Militärarzt Dr. Trösch aus der französischsprachigen Schweiz abgelöst. 

Auch nach dem Kriegsende hatte Willi Morger verschiedentlich noch briefliche Kontakte mit ehemaligen Lagerinsassen. Nicht selten bediente er sie auf dem Postweg mit Medikamenten, welche im arg gebeutelten Polen kaum erhältlich waren.